Botschaft 2024 von Damien Métrailler, Präsident
Damien Métrailler

Eine Vision im Einklang mit den Herausforderungen unserer Zeit

2024 ist ein Jahr, das von wichtigen und entscheidenden Ereignissen im Bereich der Elektrizität geprägt ist. Auf internationaler Ebene hat Bern eine Reihe von Abkommen mit Brüssel abgeschlossen, die auch einen Abschnitt über Elektrizität beinhalten. Im Mittelpunkt dieser Verhandlungen stand der Zugang der Schweiz zum europäischen Netz gegen die vollständige Liberalisierung des Schweizer Marktes. Der Bundesrat muss nun das Parlament und das Volk überzeugen. Für die Schweizer und insbesondere die Walliser Wasserkraft, die mit ihren 10 TWh fast 30 % der Schweizer Produktion ausmacht, ist der vollständige Zugang zum Markt der Europäischen Union von grosser strategischer Bedeutung. In dieser Hinsicht zeigt sich die Vision einer geeinten Walliser Gemeinschaft, welche die Produktionsmittel konsequent weiterentwickelt und die Wertschöpfungskette der Wasserkraft auf ihrem Territorium beherrscht, in ihrer ganzen zukunftsweisenden Kraft. FMV setzt sich aktiv dafür ein, zur Erfüllung dieser strategischen Aufgabe beizutragen, die ihr von ihren Aktionären, den Walliser Körperschaften, übertragen wurde.
Erinnern wir uns auch an die Herausforderungen in Zusammenhang mit dem Klimawandel. Im Jahre 2024 wird der Schwellenwert einer durchschnittlichen Temperaturerhöhung von 1,5 °C, das ehrgeizigste Ziel des Pariser Klimaabkommens, zum ersten Mal überschritten. Vor diesem Hintergrund gibt es für die Schweizer Gletscher keine Atempause: Trotz eines schneereichen Winters 2023-2024 haben sie im vergangenen Jahr aufgrund der Sommerhitze 2,4 % ihres Volumens verloren. Die Feststellung ist eindeutig: Die Energiewende ist aktueller denn je. FMV ist bestrebt, ein wichtiger Akteur entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Elektrizität zu sein: von der Produktion über den Transport bis hin zur Vermarktung.

Auf nationaler Ebene bestätigt die Zustimmung der Schweizer Bevölkerung zum Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien (Änderung des Energiegesetzes und des Stromversorgungsgesetzes) zugunsten der Entwicklung erneuerbarer Energien mit 68 % eine echte demokratische Legitimität für die einheimische Produktion und Energieeffizienz. Ein Ergebnis, das im Einklang mit den Hauptaufgaben von FMV steht, die im Dienste der Versorgungssicherheit der Schweiz und der Energiewende steht, in Partnerschaft mit den Gemeinden und den Akteuren der Branche. Es geht einerseits darum, Projekte zur Erweiterung der Winter- und flexiblen Produktion zu fördern und zu steuern und andererseits innovative und verbindende Projekte für den Einsatz erneuerbarer Energien zu realisieren, insbesondere im Bereich der alpinen Photovoltaikanlagen (PVA). Strategische Aufgaben von grosser Aktualität angesichts des strukturellen Winterdefizits der Schweiz, das in den nächsten Jahren je nach Szenario von derzeit 3 TWh auf 7 oder sogar 9 TWh ansteigen wird.

Das Wallis beteiligt sich an diesen Bestrebungen für eine bessere Versorgungssicherheit. 60 % der Erweiterungskapazitäten der Wasserkraft wurden im Kanton identifiziert; von den 18 PVA-Projekten, die in unserem Land im Anschluss an den Solarexpress erfasst wurden, befinden sich zwölf im Wallis. Das Signal ist klar: FMV und ihre Partner bauen mit Überzeugung und Entschlossenheit an der Energiezukunft der Schweiz. Wir müssen jedoch feststellen, dass der in unserem Land geäusserte politische Wille aufgrund von Verzögerungen infolge von Prozessabläufen
im Verwaltungsverfahren und Einsprachen auf eine deutlich ungünstigere Realität vor Ort stösst. Es stellt sich daher die Frage nach den Investitionen zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit der Schweiz: Müssen diese von der gesamten Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft getragen werden und nicht mehr nur von den Akteuren der Industrie und der Eidgenossenschaft über die mit dem Solarexpress verbundenen Beiträge? Eines ist sicher: Das Wallis, das Land der Energie, ist Teil der Lösung für die Probleme der Schweiz.

Auf kantonaler Ebene wird FMV zum vertrauenswürdigen und massgeblichen Partner der konzedierenden Gemeinden und des Kantons Wallis in den Dossiers der Heimfallrechte und der Erneuerung der Konzessionen. Diese erfolgreichen Partnerschaften unterstützen die gemeinsame Vision der Wasserkraftnutzung, insbesondere die Realisierung des «Wasserkraftwerk Wallis». Dies ist eine der vorrangigen Aufgaben der FMV, die in den Tälern Entremont, Nendaz, Hérémence, Hérens und Anniviers bedeutende
Erfolge erzielt hat. Positive Dynamiken entwickeln sich auch im Oberwallis, im Gefolge des positiven Beispiels von KW Rhone-Binna, mit den Gemeinden Ernen, Grengiols und Binn.

Wir können uns nur freuen über den starken Zusammenhalt der Walliser Akteure bei diesen strategischen Operationen, die mit den auslaufenden Wasserrechten und Rechten an Wasserkraftanlagen verbunden sind, welche an die konzedierenden Gemeinden und den  Kanton Wallis zurückgehen.

Botschaft 2024 von Stéphane Maret, direktor der FMV
Stéphane Maret

Hohe Handlungsagilität in einem sehr dynamischen Umfeld

FMV agiert in einem sehr dynamischen Kontext, sei es auf wirtschaftlicher, politischer, rechtlicher oder ökologischer Ebene. Diese vielfältigen Faktoren entwickeln sich laufend weiter und hemmen die Entwicklung des Unternehmens keineswegs, sondern regen es zu einer grossen Handlungsagilität an. Diese Leichtigkeit, die sich in unseren Ergebnissen für 2024 widerspiegelt, ist in der globalen Vision verankert, die von unseren Aktionären – der Walliser Gemeinschaft – definiert wurde und welche perfekt auf die Herausforderungen der heutigen und zukünftigen Welt reagiert. Hier sind zwei Beispiele, um dies zu veranschaulichen.

Das erste Beispiel betrifft den Klimawandel und damit die Häufigkeit und Intensität von  Naturkatastrophen. In diesem Zusammenhang sind die schweren Unwetter von Juni in Verbindung mit einer überdurchschnittlichen Schneeschmelze zu sehen. Diese beiden Wetterkapriolen haben die Produktion von Laufwasser- und Speicherkraftwerken stark beeinträchtigt. Allein durch die erzwungene Abschaltung des Wasserkraftwerks Chippis-Rhône wird FMV zwei Jahre lang ein Viertel ihrer Produktion fehlen. Um dieser globalen Herausforderung zu begegnen, muss die Energiewende vorbehaltlos unterstützt werden. Dank der von ihren Aktionären festgelegten Strategie stärkt FMV ihre Rolle als Akteur bei Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien. So entwickeln wir unsere Aktivitäten weiter in innovativen Bereichen wie Wasserstoff oder Batterien. Wir wenden die Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung ebenfalls auf allen Ebenen des Unternehmens an. Eine tugendhafte Ausrichtung zwischen zugewiesenen Aufgaben und Aktionen vor Ort.

Das zweite Beispiel betrifft das strukturelle Defizit der Schweiz bei der Winterstromversorgung. Die Importabhängigkeit unseres Landes entspricht dem Drei- bis Vierfachen der Jahresproduktion der Grande Dixence. Und genau dank einer realitätsnahen Vision setzt FMV diese Dynamik zugunsten der Versorgungssicherheit um, die auch zur Energiewende beiträgt. Mit den Projekten zur Erhöhung der Staumauer von Gries, der neuen Anlage in Oberaletsch und dem Laufkraftwerk Massongex-Bex-Rhône spielt unser Unternehmen in Zusammenarbeit mit regionalen und nationalen Partnern eine entscheidende Rolle bei der Stärkung der winterlichen Wasserkraftproduktion. Wir begleiten auch die sechs anderen Projekte zur Erweiterung der Wasserkraft im Wallis, die im Rahmen des nationalen Runden Tisches identifiziert wurden, und analysieren das zweite Paket von neun vom Kanton ausgewählten Projekten. FMV beteiligt sich auch an der Entwicklung der grossen alpinen Photovoltaik (PVA). Tatsächlich leitet unser Unternehmen vier PVA-Projekte im Oberwallis (Gries, Grengiols Solar, Gibidum Solar und Hohsaas) und unterstützt mit Hilfe unserer Partner fünf weitere Projekte, welche hauptsächlich im Oberwallis liegen. Schliesslich verwalten wir Valgrid, das kantonale Unternehmen für den Betrieb des Hochspannungsnetzes, effizient und planen langfristig dessen wichtige Investitionsprojekte. Trotz der positiven politischen Signale haben die Energieversorger jedoch grosse Schwierigkeiten, Projekte vor Ort erfolgreich abzuschliessen, da es zu Verzögerungen und missbräuchlichen Ansätzen bei Einsprachen kommt. FMV positioniert sich eindeutig für ein starkes Beschwerderecht in einer Demokratie und einem Rechtsstaat. Die Möglichkeit, Projekte im Bereich der Infrastrukturen von nationaler Bedeutung zu blockieren, ist heute aber zu gross und behindert die Umsetzung des demokratisch zum Ausdruck gebrachten Willens an der Urne im Jahr 2024 erheblich.

Vor diesem sich stark verändernden Hintergrund wird das Kompetenzzentrum von FMV gestärkt. Mit ihrer multidisziplinären Expertise ist sie ein unverzichtbarer Akteur im Dienste des Wallis und der Schweiz in den Bereichen Energieerzeugung, -transport und -management.

Unter dem Gesichtspunkt der Heimfallrechte gewinnt FMV an Bedeutung und arbeitet auf den Erfolg der ihr zugewiesenen Ziele hin. Wie der Erfolg im Fall der Forces Motrices d’Orsières zeigt, werden die Interessen der konzedierenden Gemeinden und der Walliser Gemeinschaft durch die Beteiligung des Kantons, die an FMV weiterverkauft wird, garantiert. Unser Unternehmen wird so zum wichtigsten Industriepartner dieses Projekts. Die für Dixence-Cleuson und Gougra eingeleiteten Prozesse teilen denselben konstruktiven Elan. Was die Partnerschaften betrifft, so setzt FMV ihren Aufschwung fort und arbeitet fortwährend an der Erreichung der ihr aufgetragenen Ziele. Hervorzuheben ist der zwischen dem Unternehmen und dem Verteiler Oiken unterzeichnete Rahmenvertrag über fünf Jahre. FMV wurde von den Gemeinden Hérémence, Mont-Noble, Saint-Martin und Vex beauftragt, den von den Gemeinden als Aktionäre der Forces Motrices de la Borgne und der Première Dixence erzeugten Strom zu verwalten und zu vermarkten. Dies ist eine gewinnbringende Partnerschaft, welche stabile und nützliche finanzielle Einnahmen für die Erstellung ihrer mehrjährigen Budgets garantiert, für die Gemeinden, wie auch für Oiken, welche eine lokale, saubere und erneuerbare Produktion vermarktet, und für FMV, die einen Verwaltungsvertrag im Dienste der öffentlich-rechtlichen Gemeinschaften erfüllt.

Schliesslich setzen wir unsere Entwicklung in Bezug auf Berufsfelder und Arbeitsmittel fort, insbesondere in den Bereichen Managementinstrumente, Energiemodellierung, Digitalisierung von Daten und Prognose- oder Ausgleichsdienste. Die kürzlich gegründete Abteilung Unternehmensentwicklung (DE) ist daran orientiert, ihre Unterstützung für die FMV-Strategien zu bekräftigen und die verschiedenen treibenden Kräfte bei den wichtigen Aufgaben zu koordinieren, die ihr von der Walliser Gemeinschaft übertragen werden. Das Engagement der Teams bei der täglichen Bewältigung dieser Herausforderungen veranlasst mich, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Stolz zu danken.

Die strategischen Ziele von FMV, die vom Walliser Gemeinwesen, unserem Aktionär, definiert werden, sind ehrgeizig und vielfältig. Ob sie nun auf eine bessere Versorgungssicherheit des Wallis und der Schweiz oder auf die Unterstützung der Energiewende abzielen, bestimmen diese Ziele konkret die Entwicklung der Stromproduktion, seines Transports, seiner Vermarktung oder die Unterstützung, welche FMV den Gemeinden und dem Kanton bietet.

So war 2023 ein besonders reich befrachtetes Jahr, in dem wir unsere finanzielle Basis festigen konnten, welche angesichts der strategischen und operativen Aufgaben, die unserem Kompetenzzentrum zugewiesen sind, unerlässlich ist. Insgesamt will das Unternehmen seine Positionierung für die Stromversorgung der Schweiz im Winter stärken. Im Bereich der Wasserkraftausbauprojekte, die im vom Bund genehmigten kantonalen Richtplan verankert sind, leiten wir Projekte zur Weiterentwicklung wie Gries, Chummensee oder Oberaletsch und arbeiten im Dienste der Konzessionsgemeinden und der Betreiber, die Träger der acht Wasserkraftprojekte sind. Auf der Ebene der grossen alpinen Photovoltaik, initiiert im Herbst 2022 durch den Solarexpress, leiten wir die Projekte Gries, Grengiols Solar, Hohsaas oder Gibidum und sind Partner in anderen Projekten. Zu der beeindruckenden Reaktionsfähigkeit der Teams ist eine kolossale Arbeit hinzugekommen, die im letzten Jahr geleistet worden ist.

In Bezug auf die Laufwasserproduktion werden die langwierigen Bemühungen zum Bau der Rhonestufe bei Massongex und Bex (MBR) fortgesetzt. Unser Mitwirken an der ab Ende 2022 auf nationaler Ebene gebildeten Winterreserve sowie unsere Beteiligung am Betrieb von Nant de Drance unterstreichen ebenfalls unseren Beitrag zur Verbesserung der Versorgungssicherheit. Die hohe Flexibilität des Pumpspeicherkraftwerks im Unterwallis erhöht zudem die Qualität unseres Produktionsportfolios. Insgesamt profitiert das Walliser Gemeinwesen vom nachgewiesenen Fachwissen des Kompetenzzentrums von FMV, das in technischer, wirtschaftlicher, rechtlicher und umweltwissenschaftlicher Hinsicht an Stärke gewinnt.

In den Heimfall-Dossiers analysieren wir den Zustand der heimfallenden Anlagen, bestimmen die Höhe der dem Konzessionär zustehenden billigen Entschädigung sowie den Marktwert der Anlagen im Auftrag des Kantons und der Konzessionsgemeinden. 2023 haben wir mit der Gründung der neuen Gesellschaft Kraftwerke Rhone Binna, welche die Kraftwerke Ernen und Mörel betreibt, die erste erfolgreiche Anwendung des kantonalen, auf der Wasserkraftstrategie des Kantons basierenden, Vademecums realisiert. Die Weiteren derzeit laufenden Dossiers – Massaboden, Gougra, Lienne, Première Dixence, Orsières und Lavey – sollen ebenfalls allesamt Geschichten eines laufenden Gesamterfolgs werden. Mit den Heimfällen und dem Konzept des «Wasserkraftwerks Wallis» wird FMV letztlich in allen Kraftwerken präsent sein. Um die äusserst komplexe Multifunktionalität des Wassers zu gestalten, werden Teams mit multidisziplinären Schwerpunkten verstärkt und Partnerschaften mit Forschungsinstituten wie BlueArk oder CREALP eingegangen. Bei der Weiterentwicklung des Hochspannungsnetzes im Wallis nimmt die 2022 gegründete Betreibergesellschaft Valgrid Fahrt auf. Das Modell der gemeinsamen Plattform für die Energiebewirtschaftung wird zurzeit ausgearbeitet.

FMV steigert ihre Kompetenz und wird noch an Attraktivität gewinnen. Angesichts eines ausgetrockneten Arbeitsmarktes muss unser Unternehmen auch den Erwartungen der neuen Generationen gerecht werden. In diesem Bereich sind wichtige Fortschritte erzielt worden: eine neue interne Organisation, eine neue Personalpolitik sowie ein neues Büro für Partnernähe im Oberwallis. In einem sehr dynamischen Umfeld hält FMV den Kurs und entwickelt sich gleichzeitig weiter. Diese echte Herausforderung lädt mich dazu ein, das Engagement der Teams und die Flexibilität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu würdigen.